Travel story Nigeria 2011
  • 1/1/2015
  • Travel stories

Travel story Nigeria 2011

Vor gut zweieinhalb Jahren wurde ich durch meinen Arbeitskollegen Boniface Ogbus auf die alljährlich stattfindende Spendenfeier zugunsten des Projekts „Children of Tomorrow” aufmerksam gemacht.

Vor gut zweieinhalb Jahren wurde ich durch meinen Arbeitskollegen Boniface Ogbus auf die alljährlich stattfindende Spendenfeier zugunsten des Projekts „Children of Tomorrow" aufmerksam gemacht. Das ehrenamtliche Engagement und der spürbare Enthusiasmus des Projekt-Gründers Boniface Ogbus und dessen Unterstützungskomitees haben mich an diesem Anlass beeindruckt und zum Mithelfen animiert. Zu jenem Zeitpunkt hatte ich mir jedoch nie erträumt, dass ich Jahre später einen Augenschein vor Ort nehmen würde.

Seit dieser Feier habe ich in verschiedenen Gesprächen mit Boniface und einigen aus Nigeria zurückgekehrten Reisenden, weitere Eindrücke von diesem Land erhalten und konnte bestehende Vorurteile und Ängste kontinuierlich abbauen.

So kam es, dass ich vom 17. – 27. März 2011 , zusammen mit Sam Rumetsch, Manu Frisch und Boniface Ogbus als „Reiseleiter", den Süden Nigerias besuchte. In diesem kurzen Zeitraum hatten wir an verschiedenen Tagen die Möglichkeit uns ein Bild von den Kindern, ihrem näheren (Wohn-)Umfeld und den Betreuern bzw. Mitarbeitenden zu machen. Gegenwärtig beherbergt das vierstöckige Waisenheim in Enugu zehn Kinder im Alter zwischen ca. 5 und 14 Jahren. Platz wäre jedoch für weit mehr Kinder vorhanden, welcher aufgrund der knappen finanziellen Mittel zurzeit nicht genutzt werden kann. Im Untergeschoss befinden sich ein grosser Esssaal und die Küche, in der täglich drei Mahlzeiten zubereitet werden. Daneben gibt es einen kleinen Klassenraum mit einer Wandtafel und einzelnen Sitzbänken, in denen neben der Schule unterrichtet werden kann. Die Kinder schlafen in geschlechtergetrennten Zimmern im 1. Stock, wo sich auch die etwas dürftigen sanitarischen Einrichtungen befinden. Ausserdem ist ein kleiner Andachtsraum für die Kinder eingerichtet worden. Diese Räumlichkeit widerspiegelt ein Stück weit die Bedeutung von Religion im Waisenhaus. In verschiedenen Situationen konnte ich beobachten, dass religiöse (Kirchen-)Lieder und Gebete einen festen Bestandteil im Heimalltag darstellen. So wurde bspw. vor dem Schlafengehen oder nach der Schule gemeinsam gebetet bzw. Lieder gesungen. Es scheint mir, dass die gelebte Religion den Kindern Struktur und Kraft gibt und den Zusammenhalt untereinander fördert. Ein weiterer wichtiger Aspekt dieses Projektes ist die schulische Ausbildung der Waisenkinder. Um die Basis für eine Zukunft finanzieller Unabhängigkeit zu schaffen, ist es zwingend erforderlich den Kindern eine gute Schulbildung zu ermöglichen. Jedoch sind die öffentlichen Schulen oftmals aufgrund fehlender finanziel ler und materieller Ressourcen nicht in der Lage, ihre gesellschaftlichen Aufgaben und Funktionen wahrzunehmen. Deshalb besuchen die Waisenkinder eine private Gesamtschule, welche wenige Fahrminuten vom Heim entfernt liegt. Dort werden sie in versch iedenen Schulfächern von gut ausgebildeten und regelmässig entlohnten Lehrkräften unterrichtet. Die Klassenzimmer sind verhältnismässig gut ausgestattet und Unterrichts- und Schreibmaterial ist, wenn auch etwas knapp vorhanden.

Die wichtigste Komponente, um ein gutes Gelingen des Projektes zu garantieren, sind jedoch die Betreuerinnen und Angestellten vor Ort. Einerseits ist man auf vertrauenswürdiges Personal angewiesen, welches seine Aufgaben (auch ohne den Chef im Nacken) zuverlässig und pünktlich umsetzt. Andererseits benötigt es viel Liebe, Geduld, Zuwendung und pädagogisches Geschick einen Heimalltag mit zehn aufgeweckten Kindern zu meistern. Den zweiten Punkt betreffend, kann aufgrund des vertrauten und herzlichen Umgangs mit den Kindern gesagt werden, dass geeignetes Personal vorhanden ist und damit den Kindern Bezugspersonen für ihre weitere Entwicklung zur Seite stehen.

Georgios Zarakelis